Das Zeitalter der Erschöpfung
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Burn-out ist keine Erkrankung, die erst in der Gegenwart entstanden ist. Bereits vor 100 Jahren waren die Menschen von den Symptomen der Übermüdung geplagt. Der Bamberger Literaturwissenschaftler Wolfgang Martynkewicz befasst sich in „Zeitalter der Erschöpfung" mit der privilegierten, aber entkräfteten Gesellschaft während des Wechsels vom 19. ins 20. Jahrhundert.
Die Kultur des Zeitalters der Erschöpfung
Internet, Handys, E-Mail etc. - das sind unseres Glaubens nach die Ursachen für die chronische Ermüdung unserer Gesellschaft. Die permanente Erreichbarkeit und die digitale Vernetzung stressen mental und körperlich. Die Lösung wäre demnach, diese technischen Geräte - zumindest zeitweise - aus unserem Alltag zu verbannen. Vor 100 Jahren ahnte noch niemand etwas von dem Fortschritt, der uns so mürbe macht. Dennoch waren die Menschen von den Symptomen des Erschöpfungssyndroms geplagt. Der damalige Gesundheitsmarkt erlebte einen Aufschwung. Die Menschen suchten nach Entspannung, Vitalität und Heilung. Wolfgang Martynkewicz´ „Zeitalter der Erschöpfung" lässt den Leser an den Wehwehchen und den verordneten Heilmitteln um 1900 teilhaben. Die Lektüre enthält eine Fülle an Zitaten damaliger Persönlichkeiten: Ob Rilke, Bismarck, Simmel oder Nietzsche - keiner von ihnen blieb von den Symptomen der Erkrankung verschont. Wolfgang Martynkewicz‘ „Zeitalter der Erschöpfung" gibt preis, wie sich die namhaften Künstler der Epoche mit teils kuriosen Mitteln zu mehr Fitness verhalfen.
Lösungswege früher und heute
Humorvoll und informativ veranschaulicht der Autor die Parallelen beider Epochen: Waldläufer und Sanatorien heißen heute Jogger und Wellnessoasen. Aus Wolfgang Martynkewicz´ Studien ist mit „Zeitalter der Erschöpfung" ein Buch entstanden, das den Leser sinnreich zu unterhalten vermag.
Um 1900 entsteht ein neues Leitbild: die vitale Persönlichkeit. Es ist der Anfang einer radikalen Mobilmachung, welche die ganze Gesellschaft erfasst. Rilke unterzieht sich einer Kräftigungstherapie: gymnastische Übungen, kalte Bäder, Waldlauf; sogar Holzhacken steht auf dem Programm. Auch Kafka sieht sich unter Zugzwang. In der Naturheilanstalt "Jungborn" klettert er auf Bäume, pflückt Kirschen und nimmt - zu seinem Entsetzen - nackt auf einer Wiese Luftbäder. Thomas Mann bekämpft derweil seine Trägheit im Züricher Sanatorium Bircher-Benner. Und selbst Bismarck, der ein "großartiger Fresser und Säufer" (Kafka) war, versucht es zur Abwechslung mal mit Obst und frischer Luft.
Doch sosehr man die Gifte und Reize der Zivilisation abzuwehren sucht, der Mensch ist dem neuen Leben nicht gewachsen. Das Gespenst der Erschöpfung geht um, Untergangsbilder kursieren, Europa scheint am Ende. Unter den Neurotikern, Nervösen, Magenkranken und Depressiven wächst die Sehnsucht nach Erlösung und neuer Kraft, nach Seelenführern, Gesundheitsaposteln, Trainern und Ernährungsberatern. Auch für sie schlägt um 1900 die Stunde.
Auf der Grundlage zahlreicher, teilweise bislang unbekannter Dokumente entwirft Wolfgang Martynkewicz ein provokantes Epochenbild, das Einblick in die Innenwelt einer von Überforderung und Erschöpfung geprägten Moderne gibt.
Wolfgang Martynkewicz ist freier Autor und Dozent für Literaturwissenschaft an den Universitäten Bamberg und Bayreuth; zahlreiche Veröffentlichungen zur Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts und zur Geschichte der Psychoanalyse; u.a. über Jane Austen, Edgar Allan Poe, Arno Schmidt, Sabina Spielrein, C. G. Jung und Georg Groddeck. 2009 gelang ihm mit "Salon Deutschland. Kunst und Macht 1900-1945" ein Erfolg bei Presse und Publikum.
- Autor: Wolfgang Martynkewicz
- 2013, 1, 427 Seiten, 24 Abbildungen, Maße: 13 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Aufbau-Verlag
- ISBN-10: 3351035470
- ISBN-13: 9783351035471
- Erscheinungsdatum: 09.09.2013
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